In Deutschland gibt es Stand heute drei Mobilfunknetze, wobei das bis vor Kurzem sogar noch vier waren. Sie teilten sich auf in zwei D- und zwei E-Netze, die sich technisch unterschieden. Aber gibt es diese Unterschiede immer noch? Wo kamen die überhaupt her? Und warum schwärmt die ganze Mobilfunk-Welt vom D-Netz?
Am Anfang war das D
Wir reisen in der Zeit zurück in die frühen 90er Jahre. Post und Telekommunikation war noch nicht privatisiert, also wurde die Bundespost damit beauftragt, ein Mobilfunknetz zu errichten, das dem damals neuen und vor allem einheitlichen GSM-Netz entspricht. Geboren war das D1-Netz, das 1991 ans Netz ging und das erste digitale Mobilfunknetz in Deutschland war. Das D steht dabei übrigens nicht, wie es naheliegen würde, für „Deutschland“ oder „digital“, sondern ist lediglich eine Hochzählung als Kennzeichnung der Vorgängernetze, dem A-, B- und C-Netz. Da Konkurrenz das Geschäft belebt, folgte nur ein Jahr später D2 privat, das von Mannesmann Mobilfunk betrieben wurde. Es lief auf den gleichen Frequenzen und hatte deshalb theoretisch ähnliche Reichweiten und Chancen wie D1.
Das E-Netz ging 1994 an den Start in Form von E-Plus. Es funkte auf anderen Frequenzen mit teils anderer Technik, die dennoch zu GSM kompatibel war. Während das D-Netz auf einem Frequenzbereich von 900 MHz funkt, liegt das E-Netz bei 1800 MHz. Das bedeutet, dass das D-Netz mehr Reichweite bei gleicher Sendeleistung hat, aber das E-Netz dafür mit besserer Qualität punkten kann. Zumindest theoretisch.
Technisch mittlerweile irrelevant
GSM ist die Telefonie ohne sonstige Daten, d.h. weder GPRS noch EDGE, wobei GPRS und EDGE direkt auf GSM aufbauen. Aber mittlerweile gibt es UMTS und LTE, weil mobile Daten immer wichtiger geworden sind. Damit haben sich die Frequenzbereiche verschoben, sodass es nicht mehr unbedingt gilt, dass das D-Netz unter 1000 MHz sendet und das das E-Netz bei 1800 MHz. Stattdessen können können je nach Dienst und Verfügbarkeit so gut wie alle Anbieter in jedem Frequenzbereich senden. Das ist also nicht der Grund, warum die Flat D-Netz in Tests oftmals besser abschneidet.
D-Netz ist besser ausgebaut
Der Grund dafür ist ein simpler: Das D-Netz ist besser ausgebaut. Telekom und Vodafone haben enorme Summen in ihren Netzausbau investiert, sodass man ein schnelles, stabiles und gut erreichbares Mobilfunknetz erhält. E-Plus und in kleinerem Maßstab auch o2 gingen dabei andere Wege: Hier wurden Technologien erst einmal beiseite gelegt, bis sie ausgereift waren. Bis man bei E-Plus UMTS oder LTE bekam, hat es gedauert. Aber dafür waren die Investitionskosten geringer und das wurde zum Teil an den Kunden weitergegeben. o2 hingegen scheint sich häufig darauf zu verlassen, dass die Nutzer wissen, was „Fair Use“ ist: So ist besonders in Ballungsgebieten zu beobachten, dass die Feldstärke zwar vorhanden ist, aber das Netz dennoch überlastet ist.
Diese Situation hat sich mittlerweile entspannt. Telefonica, das Mutterunternehmen von o2, hat E-Plus gekauft und beide Netze wurden zusammengelegt. Somit können Kunden nun von den Tugenden beider Anbieter profitieren. Von ihnen hört man auch, dass sich die Lage insgesamt gebessert hat. Noch immer ist allerdings das E-Netz eher abgeschlagen, was o2 aber weiterhin mit Kampfpreisen auszugleichen versucht – man kann eben nicht alles haben.
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