Die Finanzwelt hat sich in den letzten Jahren durch die Einführung von Neobrokern deutlich verändert. Diese innovativen Plattformen revolutionieren das Online-Trading und bieten eine benutzerfreundliche Alternative zu herkömmlichen Banken und Online-Brokern. Zu den bekanntesten Vertretern dieser neuen Generation gehören gehören die Neobroker Trade Republic und Scalable Capital. Eine neue EU-Verordnung könnte dem Geschäftsmodell nun den Garaus machen.
Neobroker: Benutzerfreundliche Plattformen und niedrige Gebühren
Ein herausragendes Merkmal von Neobrokern ist ihre benutzerfreundliche Plattform. Anleger können einfach und unkompliziert über Apps oder Webplattformen auf ihre Handelskonten zugreifen. Die intuitiven Oberflächen ermöglichen es selbst Einsteigern, ohne technische Hürden in den Finanzmarkt einzusteigen.
Vielfältiges Produktangebot und einfache Depoteröffnung
Neobroker bieten ein breites Spektrum an Anlageprodukten an, darunter Aktien, ETFs, Investmentfonds und mitunter auch Kryptowährungen. Diese Vielfalt ermöglicht es Anlegern, ihre Portfolios nach eigenen Präferenzen und Risikotoleranzen zu gestalten. Die Auswahl der angebotenen Finanzinstrumente variiert je nach Neobroker, sodass Anleger ihren bevorzugten Anbieter entsprechend ihrer individuellen Investmentziele auswählen können.
Die Depoteröffnung bei Neobrokern gestaltet sich unkompliziert und zeitsparend. Neue Kunden können den Prozess vollständig online durchführen. Die Identifizierung erfolgt in der Regel über das Video-Ident-Verfahren oder elektronische Identitätsnachweise wie das PostIdent-Verfahren.
Schnelle Orderausführung und Sicherheitsvorkehrungen
Die Orderausführung bei Neobrokern erfolgt in der Regel zügig und zum aktuellen Marktpreis. Die Plattformen sind darauf ausgelegt, Kauf- und Verkaufsaufträge zeitnah zu bearbeiten, um die bestmöglichen Konditionen für den Anleger zu erzielen. Es ist jedoch zu beachten, dass bei starken Marktschwankungen oder wenig liquiden Wertpapieren geringfügige Abweichungen vom angegebenen Preis auftreten können.
Wie verdienen Neobroker Geld?
Bei all der einfachen Nutzung und den zahlreichen Vorteilen stellt sich berechtigterweise die Frage, wie Neobroker eigentlich Geld verdienen. Genauso, wie Neobroker keine Banken sind zum Betrieb eine Verwaltungsbank im Hintergrund benötigen, können sie auch selbst nicht mit Wertpapieren handeln. Wer also einen ETF oder eine Aktie kauft, tut das nicht direkt bei Trade Republic oder Scalable Capital. Die Neobroker vermitteln lediglich. Durch niedrige Preise sind sie besonders attraktiv, wodurch ein hohes Auftragsvolumen zustande kommt. Die große Masse an Aufträgen sorgt dafür, dass lokale Börsen – die in der Lage sind, mit Wertpapieren zu handeln – die Aufträge der Neobroker exklusiv für sich haben wollen. Über Mittelsmänner bekommen die Neobroker Sonderkonditionen, sie können also Aktien günstiger kaufen, als sie sie verkaufen. Dieser Unterschied, auch Spread genannt, ist meist deutlich höher, als die Gebühr, die Kunden bei Neobrokern zahlen. In der Regel entspricht das etwa dem dreifachen, in manchen Fällen ist die Summe deutlich höher. Dieses Vorgehen nennt sich Payment for Order Flow (PFOF) und soll nun von der EU verboten werden.
Warum die EU gegen Neobroker vorgehen will
Der Grund für das Vorgehen gegen den PFOF ist die Lösung eines Interessenkonfliktes. Neobroker sind in Deutschland per Gesetz dazu verpflichtet, Aufträg im Interesse ihrer Kunden durchzuführen. Die hohe Vergütung durch die sogenannten Spreads könnte jedoch Einfluss auf das Kauf- und Verkaufverhalten von Neobrokern haben, welche im gegensatz zu diesem Grundsatz stehen. Außerdem spielt ein vermeintlich dadurch entstehender Wettbewerbsvorteil gegenüber herkömmlichen Banken eine Rolle, die für ihre Finanzprodukte deutlich höhere Kosten veranschlagen (müssen).
Fazit: Werden Neobroker bald nicht mehr existieren?
Dieses Szenario ist sehr unwahrscheinlich. Aufgrund steigender Zinsen fällt es Neobrokern leicht, eventuelle Mehrkosten aufgrund der EU-Regelung aufzufangen. Wahrscheinlicher ist dagegen, dass Gebühren bei Neobrokern nicht mehr ganz so günstig sein werden, wie bisher, sollte sich die EU auf die Umsetzung festlegen. Scalable Capital und Trade Republic werden also ihr Geschäftsmodell umstellen müssen und vermutlich etwas teurer werden als bisher. Eine gute Nachricht ist das für Kleinanleger sicherlich nicht, der von vielen prophezeite Weltuntergang wird dadurch aber auch nicht eintreten.
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